
Schon vor längerer Zeit gab es bei einer Veranstaltung von Wirtschaftssenioren in Kärnten eine Wortmeldung, die ich mir gemerkt habe und die wie folgt lautete: „Ihr Alten habt leicht lachen, mit eurer gesicherten Pension. Welche Zukunft haben wir?“
- Haben die Jüngeren recht?
- Haben die Alten den Wohlstand „verdient“, oder sind sie einfach nur zur „richtigen“ Zeit geboren?
- Gibt es nun zunehmendes Konfliktpotenzial, weil die Interessen immer mehr auseinanderdriften?
- Gibt es Möglichkeiten die zunehmend schwierigere Zukunft gemeinsam zu meistern?
Ein Blick in die Vergangenheit!
Geht man vom Werdegang des Autors dieses Beitrages aus, dann gibt es sehr wohl einen Unterschied zu den Herausforderungen, denen sich die Jungen heute stellen müssen. Meiner einer hatte ja zum herannahenden Berufseinstieg einmal nichts! Eisenbahner war wohl in die Wiege gelegt, kam aber nicht in Frage! Konkretes ergab sich dann durch den Vater, der über Dritte dem Filius eine Lehre als „Radio- und Fernsehtechniker“ schmackhaft machte. Einen Beruf, den es heute nicht mehr gibt und der nach der Lehre bald abgeschüttelt wurde. Es blieb aber lange Jahre beim Bereich Nachrichtentechnik und Elektronik und so gut wie alle Türen standen offen. Hinzu kam ja, dass der Lerneifer des Schreibers extrem ausbaufähig war, aber die geringen Anstrengungen genügten. Sie genügten so lange, bis er der Frau seines Lebens begegnete. Das führte in der Folge dazu, dass auch eine Fachschule erfolgreich abgeschlossen werden konnte und sich die Türen zu vielen spannenden Wanderjahren auftaten, die die Möglichkeit boten, viele tolle Branchen und ebensolche Firmen kennenzulernen. Die Positionen verschoben sich nach oben, ohne jemals ein Studium absolviert zu haben, was bei den meisten Jobs der letzten zwanzig Jahre die Mindestanforderung gewesen wäre!
Und in der Jetztzeit?
Beide Töchter des Schreibers sind beruflich (derzeit) gut versorgt, haben studiert bzw. tun dies schon wieder, um beruflich gut vorbereitet, oder gefestigt zu sein! Im Vergleich dazu ist also der Vater der beiden Damen als „Volltrottel“ (leicht übertrieben) ins Berufsleben gestartet und hat es dennoch geschafft. Denn die Karriere kann rückblickend als recht erfolgreich bezeichnet werden! Es ist also so, dass die Jungen wesentlich mehr lernen bzw. studieren müssen (was aber nicht zwingend bedeutet, dass sie deswegen auch klüger sind), um auch nur in die Nähe eines Jobs zu kommen. Viele kommen motiviert und voller Freude mit ihren Diplomen und finden – nichts! Während die ältere Generation noch immer aus dem Füllhorn schöpft! Egal wie gut oder schlecht sie ausgebildet war! Heute erwartet die Einsteiger ein zumeist zeitlich befristeter Vertrag und magere Gehälter, oftmals nicht einmal über die Normalarbeitszeit, sondern darunter. Es wird gespart an allen Ecken und Enden, die Unsicherheit steigt, Wortmeldungen wie die oben geschilderte sind nur allzu verständlich!
Was könnte man tun?
Darüber streiten sich die Experten seit Jahren! Ausgangsbasis ist das Bild welches immer mehr Senioren bieten. Sie beginnen schon sehr früh (viel zu früh) mit den Gedanken an die Pension, um diese dann „endlich“ in vollen Zügen genießen zu können. Man hört dann Sätze wie: „Steht mir ja zu!“ „Habe eingezahlt und lange genug geschuftet!“ „Die Jungen sollen erst einmal etwas leisten!“. Grauenhaft! Wie soll da Verständnis aufkommen, oder gegenseitiges Vertrauen? Schwer vorstellbar!
Nachdem die alte Generation nicht „weggebeamt“ werden kann und die Jugend bestmöglich unterstützt werden muss sollte man sich vielleicht einmal in die Rolle verantwortungsbewusster Eltern versetzen. Diese sind ja (soferne sie richtig ticken) bestrebt ihren Kindern eine gute Zukunft zu schaffen. Das setzt voraus, dass sie sehr wohl wissen, dass dies nur mit Opfern möglich ist. Das ist allerdings kaum machbar ist, wenn die Interessen, wie auch der großteil der Ressourcen nahezu gänzlich für das eigene Wohlbefinden verbraten werden. Es setzt daher voraus, dass jene, die ihren Zenit bereits überschritten haben, dies erkennen und den Weg für die nachfolgende Generation freimachen (die Nachfolgeexperten können so manche Lieder davon singen)! Es ist aber auch zwingend erforderlich, dass die Jugend ihre eigene Verantwortung wahrnimmt (wäre sie in GB nämlich zur Wahl gegangen, hätte es niemals dieses Ergebnis gegeben!) und mit allen (fairen) Mitteln um ihre Zukunft kämpft! Die Alten könnten sich wiederum bemühen aufzuzeigen, dass es nicht nur rückwärtsgewandte und egoistische Idioten gibt, sondern eine Vielzahl ehrlich bemüht ist, den Jungen auf die Sprünge zu helfen.
Es geht einfach nicht an, dass einige so leben, als gäbe es kein Morgen. Alle Menschen aller Generationen sind gefordert, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Neben wirtschaftlichen Aspekten wird das auch eine zusätzliche Aufgabe von VAWIS werden!
Autor:
Reinhard Huber
#seniorexpert #startupcoach #socialmediatrainer
Geschäftsführer bei VAWIS
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Peter Pugganig (Dienstag, 05 September 2017 17:39)
Lieber Reinhard,
habe Deine Analyse mit Interesse gelesen.
Grundsäzlich halte ich wenig von Pauschalierungen, wie sie gerne angwandt werden, wenn Generationen miteinander verglichen werden. Nachdem ich vom 60er nicht mehr allzuweit entfernt bin, zähle ich mich einfach einmal auch zu den "Alten", Ich gebe Dir recht, dass es vornehmlich an einem selbst liegt, was er aus seinem Leben macht. Die Umstände, so meine ich, waren, vergleichsweise für unsere Generation besser. Besser im Vergleich zur Generation vor uns, die in ihrer Jugend Not und Elend hautnah miterleben musste. Ich sehe aber auch die Schwierigkeiten, mit denen die "Jungen" konfrontiert sind. Wenn ich auch von mir ein Beispiel bringen darf: Nach der Matura hatte ich die Möglichkeit, zwischen drei Jobs in meiner unmittelbaren Wohnumgebung zu wählen, gut bezahlt, interessant und relativ sicher. Ich muss dazu sagen, dass mein Abschlusszeugnis nicht besonders gut ausgefallen ist. Davon können heute, selbst Top-Schulabgänger nicht einmal träumen. Wenn mir zu dem Thema etwas Angst macht, dann ist es der drohende Generationskonflikt. Einen solchen zu verhindern ist, für meine Begriffe, eine der großen Herausforderungen in den nächsten Jahren. Leider wird das, vor allem in Wahlkampfzeiten nur ungern thematisiert. Liebe Grüße und weiterhin viel Erfolg für Deine (Eure ) wichtige Arbeit. Peter Pugganig.
Reinhard Huber (Dienstag, 05 September 2017 18:51)
Lieber Peter, dein Kommentar ehrt mich, nicht nur weil ich dich als Person sehr schätze. Es dürfte da in der Vergangenheit auch ähnliche Zugänge zum Arbeitsmarkt gegeben haben. Du bestärkst mich bzw. uns, dass wir uns - neben interessanter Arbeit, die zunehmend auf uns zukommt - auch mit dem Generationenkonflikt intensiv beschäftigen. Ich arbeite ja als langjähriger "Gründervater" vorwiegend mit jungen Menschen, genieße diese Beziehung und bemühe mich stets in der hier thematisierten Problematik Akzente zu setzen. In der Gruppe sollen es mehr sein!
Danke und alles Gute - Reinhard